Öffentliche Ringvorlesung „Kapitalismus ist sexy!?“

kapitalismus

Ankündigung mit Beschreibung der gesamten Reihe

Sofern nicht anders angegeben, finden die Vorträge jeden zweiten Donnerstag ab 16 Uhr im Hörsaal 3 der Uni statt (Bushaltestelle Universität).

Eine Sammlung von Fachbegriffen zum Nachlesen gibt es im $exikon. Gern können Ergänzungswünsche während der Vorträge notiert und abgegeben werden!

Unsere gesamten Buchempfehlungen findet ihr übrigens hier.

 

Programm

 

18.04.2013

Arkay3:

Kapital ohne Sex – Vor- statt Verführung: Mangel und Überfluss in der Warengesellschaft

Arkay3 hat Dr. Indoktrinator featuring Ernst L. geremixt und serviert ohrgerechte Kapitalismushäppchen. Kissen mitbringen und entspannt hinhören!

Weiterführende Informationen:
Quellen beim Audioarchiv
Reading Marx‘ „Capital“ with David Harvey

29C3-Vortrag „Sind faire Computer möglich?“
Tipps zum Kaufen und Tauschen
kapitalismusarmes Betriebssystem

 

02.05.2013

Gerda Hassknecht:

Sex ohne Kapital – Katholischer Imperativ oder: „Mein Hormonsystem gehört mir!“?

Gerda schimpft auf kommerziell-hormonell-kriminelle Strukturen, entlarvt Verhütungsmythen und erklärt, wie Kapitalismus krank macht. Mit Methodeninfomaterial, das nicht bis zum Arzt kommt.

Weiterführende Informationen:
Vortragsfolien
Sensiplan
Was ist ein Kondometto?
Nebenwirkungsdatenbank des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte

 

16.05.2013

Nina Mackert:

… denn sie wissen nicht, was sie tun? Über Jugend und Protest.

Zur Konstruktion von Jugend(rebellion) in der US-Geschichte, was das mit Geschlecht und Sex, Weißsein und Klasse zu tun hat und wie darüber Proteste begriffen werden

Nina Mackert an der Uni Erfurt
ähnlicher Vortrag von Nina („…as se­rious as an in­va­si­on of the enemy in war time”)
Jürgen Martschukat: ‘A man is not a man without work’: Von Wirtschaftskrisen und arbeitslosen Familienvätern in den USA der 1930er Jahre

 

30.05.2013

Roswitha Scholz:

Zum Abstraktionstabu im Feminismus. Frauen, das Viele, die Differenzen, Intersektionalität und das „vergessene“ warenproduzierende Patriarchat

Nach den kulturalistischen 1990er Jahren wird auch im Feminismus wieder verstärkt die Parole „Frauen denkt ökonomisch!“ (Nancy Fraser) ausgegeben; es ist von einem „social re-turn“(Knapp/Klinger) die Rede, Debatten um Intersektionalität, um den Zusammenhang von „Rasse“, Geschlecht und Klasse haben Hochkonjunktur, in queerfeministischen Szenen wird wieder verstärkt auf das Verhältnis von Produktion und Reproduktion rekurriert und die Sinnhaftigkeit von Genderforschung wird zumindest zur Diskussion gestellt.
Dennoch ist immer noch viel von Differenzen, Widersprüchen, Ambivalenzen, Partikularitäten usw. die Rede. Der gegenwärtige Feminismus (ich weiß, dass es davon schon immer viele gibt) ist weit davon entfernt, das asymmetrische Geschlechterverhältnis als zentrales gesellschaftliches Grundprinzip auszumachen, das für das warenproduzierende Patriarchat wesentlich ist. Der offensichtlich androzentrische Charakter einer „neuen Marxlektüre“ bleibt auf diese Weise übrigens gänzlich unbehelligt. Es scheint, als sei der Feminismus in die Differenzen, das Kleinteilige und Partikulare geradezu vernarrt. Selbst die neuerlichen Analysen zur Intersektionalität tummeln sich reduktionistisch auf einer soziologisch-deskriptiven Meso-Ebene der gesellschaftlichen Strukturbestimmungen, bar jeder Reflexion eines gesellschaftlichen Basisprinzips.
Meine These vor dem Hintergrund der Wert-Abspaltungstheorie ist es somit, dass angesichts der noch immer gegebenen dekonstruktivistischen Dominanz nicht nur ein „Artikulationsverbot“ (Tove Soiland) der Geschlechter-(Miss)Verhältnisse besteht, sondern ebenso ein Abstraktionsverbot, das es unmöglich macht, das hierarchische Geschlechterverhältnis als GRUNDLEGENDE PHILOSOPHISCHE GRÖSSE zu behandeln und dann vor diesem Hintergrund sozialökonomische Disparitäten, Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus etc. zu skandalieren und den Differenzen, dem Partikularen usw. statt zu geben.

Roswitha Scholz‘ Bücher
Vorträge von Roswitha im Audioarchiv
einige Texte von Roswitha bei Exit!
Die Metamorphosen des teutonischen Yuppie (1995)
Re:publica-Vortrag über Wikipedia

 

13.06.2013

Barbara Umrath:

Zwischen Vereinnahmung und Eindimensionalität – Feministische Kritik und die List der Geschichte

Feministische Forderungen haben seit geraumer Zeit Einzug in den politischen Mainstream gehalten – und damit nicht zuletzt Diskussionen ausgelöst, ob es sich hierbei um späte Erfolge der Neuen Frauenbewegung oder nicht eher eine Art „feindlicher Übernahme“ feministischer Positionen handelt. So spricht die Philosophin und Politikwissenschaftlerin Nancy Fraser von einer „Vereinnahmung“ und „Umdeutung“ feministischer Kritik. Im Vortrag soll diskutiert werden, wie es zu einer solchen Umdeutung feministischer Positionen kommen konnte und wie diese in Zukunft zu verhindern ist. Zentrale These ist, dass der Feminismus nur dann seinen gesellschaftskritischen Impuls zurückgewinnen kann, wenn er sich wieder stärker politisch-ökonomischen Entwicklungen zuwendet.

Zur Referentin: Barbara Umrath hat Erziehungswissenschaften, Psychologie und Soziologie an der Universität Augsburg und der New School for Social Research, New York studiert. Sie ist Kollegiatin im Graduiertenkolleg „Geschlechterverhältnisse – Normalisierung und Transformation“ der Universität Basel und arbeitet an einer Promotion zu Geschlecht und Kritischer Theorie.

PROKLA – Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft
Nancy Fraser

Folien (leicht geändert)

 

27.06.2013

Mag Wompel:

Sexy Gewerkschaftsbewegung und Störhacks im Kapitalismus

Kapitalismus erzwingt Lohnarbeit und damit auch Arbeitslosigkeit, Lohndumping, Repression. Menschen werden zu Produkten gemacht, die sich „am Markt“ bewähren oder floppen, angeblich aus eigenem Verschulden. Zwischen Erwerbstätigen und Nicht-Erwerbstätigen tut sich mehr und mehr eine Kluft auf, nicht zuletzt unterstützt durch Medien und Vertreter_innen der Politik. Der Handlungsbedarf ist evident, dies erkennen zunehmend auch Gewerkschaften. Denn Menschen ohne einen klassischen, festen, normal bezahlten Arbeitsplatz sind praktisch ohne Lobby – also mittlerweile fast alle. So sind Diskriminierungen in allen Lebensbereichen an der Tagesordnung.

Sabotage dieser unmenschlichen Bedingungen ist möglich und notwendig. Ob Jobcenterbedienstete auspacken, Fabrikarbeiter_innen Maschinen blockieren, Büroaufträge differenziert bearbeitet werden oder Lebensmittel statt im Müll auf sonst leeren Tellern landen: Mehr Bewusstsein, mehr kreative Auseinandersetzung wird dringend gebraucht. Anregungen werden hier diskutiert.

Labournet Germany
Sabotage im Alltag! Plädoyer für eine antizyklische, aber alltägliche Blockade der Unternehmens- und Wirtschaftsziele
Hartz-IV-Demo
ARD-Doku über Amazon („Ausgeliefert! Leiharbeiter bei Amazon“)
SWR-Doku über Daimler („Hungerlohn am Fließband“)

Labournet, die Hochschule Niederrhein und deren Reinigungskräfte
Schließung des Nokia-Werks in Bochum
AK-Vorrat-Hannover-Infoblatt und –Interview über Hartz IV
Extra 3 bei der Bundesärztekammer
MDR-Doku „Arm trotz Arbeit“
Doku über die Wadan-Werft („Sind wir der letzte Dreck? Von der Würde der Arbeit„)
Thomas Mahler: In der Schlange

 

11.07.2013

Lars Quadfasel:

Die Erotik des Anorganischen. Zur Austreibung des Sexuellen aus der Sexualität

Ob in Tratsch­spal­ten, auf Re­kla­me­ta­feln oder im Ge­sund­heits­be­trieb, in der öf­fent­li­chen Sorge um Schutz, Schwan­ger­schaft und Ge­bur­ten­zah­len oder im ge­mein­sa­men Ha­la­li auf »Kin­der­schän­der« und »Tä­ter­schüt­zer« (und nicht zu­letzt in der all­ge­gen­wär­ti­gen Fas­zi­na­ti­on fürs is­la­mis­ti­sche Schlei­er­spek­ta­kel) – so be­gie­rig wie miss­trau­isch wid­met sich die Ge­sell­schaft dem Be­geh­ren ihrer Sub­jek­te. Der er­reg­te Blick auf die frem­de wie die ei­ge­ne Geil­heit hat dabei am al­ler­we­nigs­ten luxe, calme et vo­lupté im Vi­sier. Ge­ra­de dort, wo – schein­bar ganz un­ver­klemmt – der selbst­be­wuss­te, sou­ve­rä­ne Um­gang mit der Ge­schlecht­lich­keit ein­ge­for­dert, gar das Be­kennt­nis zur ur­ei­ge­nen se­xu­el­len Iden­ti­tät pro­pa­giert wird, wird of­fen­bar, was ab­ge­wehrt wer­den muss, weil es sich kei­ner mehr leis­ten kann: der Trieb als das an­de­re in mir, der macht, das ich nicht ganz bei mir sel­ber bin. Diese Ent­se­xua­li­sie­rung der Ge­schlecht­lich­keit ist Kon­se­quenz einer Ver­ge­sell­schaf­tung, die den Men­schen zum ge­knech­te­ten und ver­ächt­li­chen, also weder lie­bens­wer­ten noch zur Liebe fä­hi­gen Wesen macht.

mehr von Lars Quadfasel bei den freien Radios
Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken
KZ Theresienstadt
Pädophiliedebatte um Cohn-Bendit
Rainer Langhans
Bravo
Film „Enthüllung“
Spätkapitalismus
Romeo und Julia
Gustl Mollath

Neues aus der Anstalt vom 23.06.2013
Slavoj Žižek
Heinrich Himmler
Beschneidungsdebatte

 

Beachtet auch unser $exikon!

 

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