Politik als Kunde/-in

oder wie die S&K so schön schrieb: Die Macht des Einkaufswagens

Bei jedem Einkauf und jedem Vertragsabschluss treffen wir politische Entscheidungen mit ökologischen und sozialen Konsequenzen. Bekannterweise macht Kleinvieh auch Mist, daher lohnen sich durchaus einige Gedanken darüber, wohin wir unser Geld geben, wem wir Daten überlassen, welche Firma mit soundsoviel „Millionen zufriedenen Kund(inn)en“ aufwarten kann und wo sie ihre Gewinne investiert. Einleuchten dürfte auch, warum Waren und Dienstleistungen, die immer wieder neu in Anspruch genommen werden müssen (Wegwerfartikel, absichtlich kurzlebige Produkte, Praxis- und Werkstattbesuche) mehr Profit bringen – für Unternehmer_innen, aber meist nicht für die konsumierenden Individuen.

Man kann natürlich versuchen, sich dem kapitalistischen System weitgehend zu entziehen. Doch noch ist das schwierig, daher entsteht hier ein kleiner Ratgeber. Wer noch Erweiterungstipps hat, ist wie immer herzlich eingeladen, sich bei bei polbil2  { a } asta-hildesheim.de zu melden.

Müll retten kann man übrigens hier oder hier.

Banken

Eine wirklich gute Entscheidung lässt sich hier kaum treffen, dennoch machen folgende Banken zumindest keinen ganz schlimmen Eindruck: Ethikbank, Triodos, GLS (Achtung, Esoterik-Alarm!) und Umweltbank (hier leider keine Girokonten)

Lebensmittel

Gute Gründe für Biolebensmittel gibt es genug und besonders teuer müssen die Produkte auch nicht sein. Zu bevorzugen sind solche, die auch von den Anbauverbänden zertifiziert wurden. In Supermärkten finden sich allerdings oft nur welche mit dem EU-Siegel, die zudem von weit her importiert wurden.

Tipps für schmale Geldbeutel: Haltet Aussschau nach Saisonware, Monatsangeboten, MHD-Ware, Brot vom Vortag sowie Kisten mit Obst und Gemüse zum halben Preis. Findet man in Bioläden häufiger als in Supermärkten! Manchmal sind auch Marktstände kurz vor Schluss überraschend spendabel.

Vorsicht bei Bezeichnungen wie „aus kontrolliertem Anbau“ und Produktnamen mit „grün“ und „bio…“ – das heißt überhaupt nichts. Achtet auf das EU-Biosiegel. Wer mag, kann auch nach der Kontrollstellennummer sehen.

Menstruationsartikel

Wegwerfprodukte wie die üblichen Tampons, Binden und Slipeinlagen, in denen z. T. Chemikalien stecken, die weder Haut noch Umwelt gut tun, müssen nicht sein. Bei Afriska findet man eine gute Übersicht über Alternativen (Tassen, Schwämme etc.). Sie sind z. T. ausgesprochen langlebig, reizen die empfindlichen Schleimhäute nicht und haben sogar noch Komfortvorteile (findet auch die S&K). Erfahrungsberichte stehen hier.

Kaufen kann man nur manche Artikel in Apotheken, Bioläden oder Drogerien vor Ort. Einfacher und günstiger sind sie online zu erwerben in Shops wie diesem, diesem und vielen anderen. Für Recyclingfans und schmale Geldbeutel_innen findet sich bestimmt auch ein Tässchen im Flohmarkt. Oder man näht Binden und Slipeinlagen selbst.

Textilien

Logisch: Nur kaufen, was gebraucht wird, Second-Hand bevorzugen, Ausrangiertes weitergeben (an Menschen, nicht Container!) oder zweckentfremden.

Ansonsten ebenfalls auf Bio achten, auch wenn das bei Textilien unübersichtlich ist und das Abwägen zwischen verschiedenen Kriterien zuweilen schwerfällt. Denn „bio“ ist in diesem Bereich kaum zu definieren. Zum Teil verfolgen die Anbieter unterschiedliche Ansätze, die alle ihre Vor- und Nachteile haben, aber immer noch ökologischer und sozialer sind als die meisten konventionellen.

Achtung: „Aus Biobaumwolle“ oder „nach Ökotex zertifiziert“ ist nur ein kleiner Beitrag, von dem man sich nicht blenden lassen sollte. (Was ist mit den Farben, den anderen Behandlungsmitteln, dem Ressourcenverbrauch, dem Transport usw.?)

Es gibt ein bekanntes Blog zum Thema.

Folgende Shops könnten bei der Suche nach Neuprodukten hilfreich sein (unvollständige Liste!):

Strom

Vorsicht, Etikettenschwindel bei „Öko“stromtarifen! Die allermeisten von diesen enthalten nur Strom aus regenerativen Quellen, der ohnehin schon im allgemeinen Mix enthalten ist. Dadurch sinkt quasi der regenerative Anteil bei den konventionellen Tarifen. Gefördert wird dadurch nichts anderes als der Profit großer Konzerne mit zweifelhafter Firmenpolitik.

Empfehlenswert sind allein EWS Schönau, Greenpeace Energy, Naturstrom (nicht „Naturenergie“!) und Lichtblick, wobei der letztgenannte Anbieter etwas umstritten ist. Die Seite „Atommausstieg selber machen“ bietet Überblick und Hilfe beim Wechsel zu den Firmen, die wirklich regenerative Energiequellen fördern sowie fossile und nukleare Energie verdrängen wollen.

Verhütung

Pharmafirmen stecken einen Großteil ihres Gewinns nicht etwa in Forschung, sondern in Marketing (z. B. Werbematerial, Vertreter, Fortbildungen für Ärzte, die danach bestimmt nicht manche Medikamente häufiger verschreiben als andere). Insbesondere hormonelle Kontrazeptiva können hier nicht als Ruhmesblatt gelten. Wer sich über sichere Alternativen informieren möchte, um zumindest auf diesem Wege die Pharmakonzerne nicht weiter glücklich zu machen, schaut am besten mal auf die Seite über Verhütung mit vielen Links.

Windeln

Auch kaum zersetzbare Wegwerfwindeln mit dubiosen Inhaltsstoffen müssen nicht sein. Stoffwindeln sind längst nicht mehr so kompliziert anzuwenden wie noch vor einigen Jahrzehnten! Es gibt sie in allen Größen, Formen, Farben und mit unterschiedlichen Systemen für jeden Einsatzbereich. Seht selbst.