Lesung „Violettbuch Kirchenfinanzen“ mit Carsten Frerk am 27.11.2014 in Hildesheim

Infolink

Wie der Staat die Kirchen finanziert –
Violettbuch reloaded

In die Frage der Öffentlichkeit von Kirchenfinanzen ist in den vergangen zwei Jahren Bewegung geraten. Nicht nur der „Protz-Bischof“ Tebartz van Elst, der es gar nicht war, hat Öffentlichkeit, Kirchenvolk und Medien aufgerüttelt, auch die (vorgebliche) Transparenz in der Veröffentlichung des Vermögens von Bistümern und Bischöflichen Stühlen werden Thema sein. Es wird im Vortrag viel Platz für Informationen und Erläuterungen sein, aber auch ein gerüttelt Spaß, den kirchlichen Finanz-Gralshütern dabei zuzusehen, wie sie meinen, etwas publik zu machen, was sie aber gar nicht tun und auch nicht wollen.

Carsten Frerk ist Autor, Publizist und Journalist. Neben anderen Werken veröffentlichte er u.a. „Finanzen und Vermögen der Kirchen in Deutschland“ (2002), „Caritas und Diakonie in Deutschland“ (2005), „Violettbuch Kirchenfinanzen. Wie der Staat die Kirchen finanziert.“ (2010) und „Gottes Werk und unser Beitrag. Kirchenfinanzierung in Österreich“ (2012).

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Donnerstag, 27. November 2014 – 19:00 Uhr

Uni Hildesheim | Bühler-Campus | Raum LN 003
Lüneburger Straße | 31141 Hildesheim
Eintritt frei
Veranstalter: IBKA
in Kooperation mit der FLOSSI
Veranstaltungsflyer zum Download (PDF)

Miss(t)verständnisse rund um den Klinikabweisungsskandal

[Dies ist eine Darstellung des Referats für politische Bildung und Datenschutz. Sie gibt nicht die Auffassung des gesamten AStAs wieder.]

Nachdem katholische Kliniken einem mutmaßlichen Vergewaltigungsopfer die Spurensicherung verweigert hatten (übrigens kein Einzelfall), ging eine Welle der Empörung durch das Land. Medien aller Art berichteten – und „glänzten“ mit zum Teil erschreckendem Unwissen über die physiologischen Wirkungen von gängigen Pillen verschiedener Art. Selbst in sonst cleveren Satiresendungen wurde, genau wie bei der kritisierten Kirche, Verschiedenes in einen Topf geworfen, kräftig umgerührt und so die Bevölkerung weiter verunsichert. Häufig kam auch zu kurz, dass es in Wirklichkeit weniger um befruchtete Eizellen, sondern mehr um Machtausübung geht. Hier einen Beitrag zur Aufklärung für Journalist(inn)en und alle weiteren Interessierten:

  • Die „Pille“ und andere hormonelle Verhütungsmittel
    • enthalten ein künstliches Gestagen und oft auch ein künstliches Östrogen
    • täuschen keine Schwangerschaft vor
    • wirken nicht abtreibend
    • haben, wenn’s nach Plan läuft, folgende Wirkmechanismen: Verdickung des Schleims im Gebärmutterhals (Blockade für Spermien), Veränderung der Gebärmutterschleimhaut (Verhinderung der Einnistung), Unterdrückung des Eisprungs (Umgehen einer Befruchtung)
  • Die „Pille danach“
    • enthält ein künstliches Gestagen
    • ist die hormonelle Notfallverhütungsmethode (Alternative: Spirale danach oder Kette danach)
    • wirkt nicht abtreibend
    • unterdrückt einen bevorstehenden(!) Eisprung
    • verhindert weder Befruchtung und Einnistung, wenn bereits ein Eisprung stattgefunden hat (deswegen soll man sich ggf. zügig zur Einnahme entscheiden)
  • Eine Schwangerschaft
    • besteht ab Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut (darum dürfen Notfallverhütungsmittel nur bis zum fünften Tag nach dem ungeschützten Verkehr angewendet werden)
  • Ein Schwangerschaftsabbruch
    • ist in Deutschland bis zur zwölften Woche unter bestimmten Bedingungen straffrei
    • kann im ganz frühen Schwangerschaftsstadium nicht nur operativ, sondern auch medikamentös vorgenommen werden
    • medikamentöser Art findet mit der „Abtreibungspille“ statt, die den Wirkstoff Mifepriston enthält, welcher die Ablösung der Gebärmutterschleimhaut bewirkt
  • Frauen und ihr Körper
    • werden u. a. von vielen Vertretern der katholischen Kirche nicht sonderlich würdigend behandelt. Dass die Bischofskonferenz sich ganze fünf Wochen nach dem Bekanntwerden des Falls mit der verweigerten Vergewaltigungsspurensicherung dazu durchringen konnte, die Pille danach zu „erlauben“ [sic!], um die es ursprünglich noch nicht mal ging, zeigt lediglich Folgendes: Die Zugeständnisse gehen nur so weit, wie der mediale Druck es erfordert. Mit ehrlichem Wohlwollen oder gar Nächstenliebe hat dies offensichtlich nichts zu tun.
    • werden auch von unserer ach so freien Presse nur begrenzt ernst genommen. Wie eingangs erwähnt, wird oberflächlich bis verfälschend berichtet. Und erst zum Zeitpunkt besagter Bischofskonferenz veröffentlichte tagesschau.de endlich eine zumindest einigermaßen zutreffende FAQ-Seite zur Pille danach. Warum nicht gleich nach Bekanntwerden der Klinikabweisung? Informationen und Experten zu diesem Thema sind nicht so rar, dass man dafür fünf Wochen bräuchte.
  • Soziale Einrichtungen
    • sind, so legen es auch andere Geschichten nahe, augenscheinlich in kirchlicher Trägerschaft nicht gut aufgehoben. Durch zunehmende Übernahmen schrumpfen die Wahlmöglichkeiten für Betroffene (Angestellte, Patient(inn)en, Eltern, Schüler_innen usw.) extrem zusammen. Die Übernahmen kommen oft dadurch zustande, dass für kirchliche Betriebe nicht das übliche Arbeitsrecht gilt und so die bislang veranschlagten Unterhaltungskosten unterboten werden. So werden Einrichtungen ab der Übernahme kirchlich geführt, aber dennoch weiterhin (manchmal fast ganz, oft komplett) öffentlich finanziert. Details erläutert die ARD-Dokumentation „Gott hat hohe Nebenkosten“. via Gerdia

 

[Dies ist eine Darstellung des Referats für politische Bildung und Datenschutz. Sie gibt nicht die Auffassung des gesamten AStAs wieder.]

 

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